I II III Digression IV Literatur

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Aber da ist ein irreversibles Faktum, die Bedingung zur Möglichkeit des Lebens in der Wartezeit: "In weit zurückliegenden Tagen, weit nicht so sehr am Ablauf der Zeit gemessen als an zwei oder drei unwiderruflichen Tatsachen ..." Gemeint sind die Ereignisse - die "tragischen Geschichten" in Gangsterkreisen, womöglich ein Verrat, wie die Anspielung auf Dantes neunten Höllenkreis nahelegt -, die den echten Villari zum Todfeind des Mannes gemacht haben, Ereignisse, die den Mann aus seiner Wirklichkeit gerissen haben und ihn nun in seinem Versteck im Patio auf die biologische Lösung seines Problems warten lassen. Ein Leben in der reinen Gegenwart ließe diese "unwiderruflichen Tatsachen" vergessen, wie auch Liebe und Haß vergangener Tage; Mate, Tabak und die Beobachtung des täglichen Sonnenverlaufs und die Kommunikation mit einem Hund wären "Reiz genug", er lebte als Wartender ohne sich als solchen zu betrachten, die Erinnerungen sind ihm nicht so wichtig wie die Vorkehrungen, denn die muß er auf jeden Fall beachten, denn sein Zustand ist labil: der falsche Villari darf nicht entdeckt werden - ein Sein, dessen Grund in Vergessenheit verschwindet, dessen Begründungsregeln jedoch noch eingehalten werden müssen, Rituale, bei de-nen man nicht reflektieren darf, warum man sie eigentlich ausführt (auch diese Möglichkeit hat der geniale Borges ausformuliert: in der Erzählung Die kreisförmigen Ruinen träumt ein Mann einen Menschen und entläßt ihn dann in die Wirklichkeit, dabei Sorge tragend, daß dieser erträumte Mensch niemals von der Ursache seiner Existenz erführe; am Ende muß der Träumer feststellen, daß auch er selber nur das Produkt eines Traumes ist).