I II III Digression IV Literatur

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II

Ein fataler Gedanke erzeugt schließlich eine enervierende Beunruhigung bei dem Wartenden: "Möglich war auch, daß Villari [der echte] schon gestorben war; dann war dieses Leben ein Traum." Er stellt sich also die Möglichkeit vor, daß das Erwartete bereits unbemerkt von ihm, dem Wartenden, eingetreten ist, daß also das in die Zukunft Projektierte bereits Vergangenheit ist, die Umkehrung der Zeithorizonte. Und wieder dient ihm der Traum als Metapher für die Negation des notwendigen Daseins. Die Befriedigung bereitende Notwendigkeit, die die Dinge durch das Warten - die Zeit als Wartezeit - erhalten, wäre dann dahin, das Warten wäre kein Ausnahmezustand als Alltag mehr, das Warten wäre quasi ein gottloses Warten, die Zeit wäre ihm - mit Gott - keine Verbündete mehr, sondern Feindin, der Existenzmodus in dem Warten unter dieser Annahme "absurd". Denn die Annahme des unbemerkten Todes des echten Villari zieht nicht mehr die rationale Risikofrage nach sich: Findet er mich oder stirbt er vorher? - sondern: Hat das Verstecken überhaupt noch seinen Sinn, der nur gegeben ist durch den Suchenden? Ist das Warten überhaupt noch ein solches? - Der falsche Villari wird mit dieser Annahme zum Schicksalsgenossen der beiden Beckett´schen Godot-Warter Vladimir und Estragon.