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Digression: El Aleph

Der Traum, in dem augenblicklich die Vergangenheit der Ereignisse und die Erinnerungen des Träumenden an die Vergangenheit geträumt werden, funktioniert analog dem Aleph in Borges´ gleichnamiger Erzählung - im Traum für die Zeit, beim Aleph bezüglich des Raums: "Er [der Besitzer des Alephs] erklärte, ein Aleph sei einer jener Punkte im Raum, die alle Punkte in sich enthalten (...) der Ort, an dem, ohne sich zu vermischen, alle Orte der Welt sind, aus allen Winkeln gesehen." Das Aleph ist eine Kosmologie - im Sinne des Wortes - auf den Punkt gebracht, wie man im Vergleich mit Peter Sloterdijks Beschreibung des Weltdenkens sieht:

Sofern Intelligenz als Sicht von oben her avanciert, pflanzt sie übermenschliche Sichten in menschliche Optiken ein: Die Menschen denken die Weltanschauung ihrer Götter mit und teilen mit diesen die Last und die Euphorie der großen Aussichten. Das Format ist die Botschaft, die Dimension ist der Gott.

Nur: hier erfolgt die Sicht nicht von oben, sondern Borges (die Figur der Erzählung) sieht dies alles - als Punkt dimensionslos! - von unten auf einem schmutzigen Kellerboden liegend. Adornos Definition des Absurden im Sinn könnte man sagen: scholastischer Gottesbeweis und mystische Gottesschau werden hier ins Absurde gekehrt, indem sie in dem Punkt des Alephs materialisiert werden. - Und wenn der Traum als zeitlich-punktuelles Weltdenken analog diesem Aleph funktioniert, dann ist es das Schreiben, das sich analog der stringenten Logik der Realität organisiert und das notwendig - wie auch der falsche Villari bei dem Versuch der Zeitüberwindung - scheitern muß.