Inhalt Kumulation Betrieb # 1 Borges & Co. Betrieb # 2 Literatur etc.

Betrieb # 2: Der ästhetische Diskurs

(1/4)

Man braucht Indikatoren, um ein Kunstwerk als Objekt zu erkennen.
Niklas Luhmann

Die zeitgenössische Ästhetik ist eine empirische Disziplin in dem Sinne, daß sie ihre Diskurse aus der Kunst entwickelt, die existiert und passiert; die Diskurse beschreiben und entwickeln Indikatoren, aber sie können nicht mehr vorschreiben, wie Kunst gemacht werden soll. Künstler können sich an den ästhetischen Diskursen orientieren, sie müssen es aber nicht. Die ästhetischen Diskurse sind immanente Prozesse, mit Traditionen und Sensoren für das Aktuelle.

Etwas wird dann Thema eines ästhetischen Diskurses, wenn es als Kunst auftritt: "Kunstwerke unterscheiden sich von anderen Dingen ja nur durch ein selbstreferenzielles Verhältnis: Sie behaupten von sich selber, Kunst zu sein; und das ist möglich, weil es um Kommunikation geht und nicht um bloße Dinghaftigkeit." (Luhmann, S. 481; vgl. auch Dirk Schröder, Diskurs Internet & Literatur).

Kunst kann unterhalten, erschüttern, aufklären, erregen etc. - aber diese Effekte können auch außerhalb der Kunst ausgelöst werden, manche (Erregung etwa) außerhalb sogar wesentlich wirkungsvoller. Das, was Kunst von Nichtkunst unterscheidet, ist, daß sie Kommunikation, die außerhalb der Kunst "passiert" ("Sehen ist Nichtsehen."), der Wahrnehmung zugänglich macht: "Offenbar sucht die Kunst ein anderes, nichtnormales, irritierendes Verhältnis von Wahrnehmung und Kommunikation, und allein das wird kommuniziert." (Luhmann, S. 41f.). Sinne, Vermögen und Reflexion werden bei der Rezeption von Kunst auf sich verwiesen.