Die elektronischen Medien verändern
also die Literatur, ohne daß überhaupt nur ein Zeichen geändert
würde, nicht nur, weil die Kontingenz nicht mehr von der eigenen Gewissenhaftigkeit
oder Verfügbarkeit von Texten abhängig ist (das tritt auch auf,
wenn die Recherche per Suchmaschine zu mehr als dreistelligen Ergebnissen
kommt), sondern weil die spezifischen Verweise und Verknüpfungen des
Mediums hinzukommen. Greift man die Fortsetzungs-Metapher McLuhans ("The
Medium is the Massage") auf, dann sind Computer und Internet in diesem
Sinn keine Fortsetzungen des Gedächtnisses oder gar des Bewußtseins,
sondern vielleicht eher Fortsetzungen der Kontingenz und damit Modifikationen
der - notwendig! - selektiven Wahrnehmung und der daraus resultierenden
Informationsverarbeitung.
Wenn sich also, wie eben behauptet, die
Rezeption eines Textes verändert, so verändert sich damit auch
der Text. Literatur als Kunst - Kunst im allgemeinen - ist immer schon
interaktiv gewesen, denn sie entsteht erst durch die Rezeption als Kunst. |