In dem Vorwort zu der Gedicht-Anthologie
"Das Wasserzeichen der Poesie" heißt es: "Wenn es nach der Zahl der
Produzenten ginge, wäre die Poesie ein Massenmedium. Das Verlangen,
Gedichte zu schreiben, ist ungebrochen: ein heimliches Laster, das nach
Öffentlichkeit giert." und weiter unten: "Schreiben wollen sie alle,
aber lesen?" Das gilt nicht nur für Poesie, sondern für jede
Art von Literatur.
Dieses quantitative Gefälle zwischen
Produktion und Rezeption wird durch den sogenannten "Betrieb" reguliert.
Geht man davon aus, daß es so etwas wie "Netzliteratur" - also ein
Internet-Äquivalent zu der in den Printmedien verbreiteten Literatur
- gibt, dann stellt sich die Frage, ob es auch da einen solchen Betrieb
gibt und wenn ja, wie sich dieser Betrieb von dem etablierten Literaturbetrieb
unterscheidet.
Bei den Printmedien steht als Regulierungsbetrieb
zwischen Produktion und Publikation das Lektorat oder eine Redaktion: die
Texte erfahren nach Kriterien - die nicht unbedingt ästhetische sein
müssen! - eine Bewertung, die über die Möglichkeit einer
Publikation entscheidet. Seit einiger Zeit kann man diesen Betrieb, was die
Selektion betrifft, umgehen: mit "Book on Demand" ist eine Publikation
zu relativ geringen Kosten, ISBN-Nummer inklusive, ohne die Selektion durch
Agenten, Verlage etc. für jedermann möglich. |