Neben "Netzkunst" gibt es - und das wesentlich
häufiger - "Literatur im Netz", oder allgemeiner: digitale bzw. digitalisierte
Literatur. Und für die gilt, daß sich ihre Rezeption, ohne daß
auch nur ein sichtbares Zeichen verändert würde, verändert:
der Bildschirm ist nicht bloß eine Art Buchseite hinter Glas. Ein
Text ist nicht ein Text, er ist mehr als die Summe seiner Zeichen: ein
Text ist jeweils ein Text in seinem jeweiligen Kontext - drastisch vorgeführt
in Jorge Luis Borges´ Erzählung "Pierre Menard, Autor des Quijote".
Was sich aus Literatur im Netz ergibt,
ist entweder die "Universalbibliothek" oder das "Sandbuch". Beide Szenarien
wurden in gedruckten Erzählungen beschrieben, als an das Internet
noch nicht zu denken war. "Die Literatur," schreibt Balke (S. 450f.), "so
scheint es, antizipiert ihren kulturellen Form- und Funktionswandel, lange
bevor er gesellschaftliche Realität wird." Beim Internet, so könnte
man sagen, war der Diskurs lange vor der Kunst im Internet da. |