Das Netz ist vielleicht das Medium, das
die Schrift im herkömmlichen Sinn transzendieren wird. Ich würde
es auf jeden Fall vorziehen, von "Netzkunst" sprechen, wenn es darum geht,
netzspezische Formen zu diskutieren. Unabhängig davon, ob die Spezifika
in der Kommunikation bzw. Interaktion im Netz oder mit den Usern (Claudia
Klinger betreibt dies souverän) oder in der Form liegen -: die
Rezeption am Bildschirm mit Maus und Tastatur hat eher einen performativen Charakter, sie entspricht eher der
Rezeption von bildender Kunst oder von Performances, als der kontemplativen
Lektüre eines Buches. Es ist unter Umständen gar keine Rezeption
mehr, sondern Interaktion oder Kommunikation (dazu später mehr) -
auch diesen Aspekt vernachlässigt die eben zitierte Definition, wenn
sie den Akt des Erzählens - der selbst im traditionellen Literaturdiskurs
seit mindestens einem Jahrhundert (Benjamins "Erzähler", Hofmannsthals
Chandos-Brief etc.) problematisch geworden ist - als Grundlage nimmt. |