Stellt man sich einen Autor aus den Printmedien
vor, der die spezifischen Möglichkeiten des Internets nutzen will,
so sieht sich der genötigt - will er nicht einfach seine Texte online
abstellen (was natürlich seine Berechtigung hat - alle Formen haben
per se ihre Berechtigung!) -, sich die Kompetenz und die Regeln der neuen
Medien und der daraus resultierenden Genres anzueignen oder aber er muß
mit Webkünstlern zusammenzuarbeiten. Nebenbei: die Form der Darstellung
sollte auf jeden Fall reflektiert sein, das ist kein Spezifikum des Internets:
solches erwartet man zurecht auch von einem gedruckten Text, die Präsentation
eines Textes ist - und nicht nur bei den Bibliophilen - die primäre
Interpretation eines Textes - bei Lyrik ist das nur besonders evident.
Wer liest nun einen? - oder: Wie unterscheiden
sich die Betriebe?
Nimmt man die Möglichkeit von Book
on Demand zu dem üblichen Procedere bei den Printmedien hinzu, dann
ergibt sich bis hierher ein analoges Bild zwischen Printmedien und Internet,
was die Ökonomie der Aufmerksamkeit und die Herstellung von Öffentlichkeit
betrifft: fast jeder kann publizieren, zwischen Produktion bzw. Publikation
und Rezeption besteht jedoch ein quantitatives Gefälle; hier wie da
findet sich der Autor in der Masse derer wieder, die gleich ihm auf dem
öffentlichen Markt um Aufmerksamkeit buhlen.
Der Literaturbetrieb in den Printmedien
unterteilt sich in die mehr oder weniger unabhängigen Bereiche Selektion,
Publikationstechnik und öffentlicher (feuilletonistischer bzw. ästhetischer)
Diskurs, der wiederum die Ökonomie der Aufmerksamkeit reguliert, die
Selektion nach der Publikation. |