Das Internet quillt über von Texten,
vom Kanon der Klassiker - bei diversen Universitäten und Gesellschaften
oder etwa beim Projekt Gutenberg
- bis hin zu den narzißtischen Selbstentblößungen pseudonymer
oder anonymer Autoren. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten der Publikation
und erfährt dabei die gleiche (Un-)Wahrscheinlichkeit, Beachtung zu
finden. Literatur im herkömmlichen Sinn als ausdifferenzierte Form
ästhetischer Kommunikation stößt im Internet an ihre Grenzen.
Die Öffentlichkeit allein ist nicht mehr das Feld, Aufmerksamkeit zu erlangen.
Das geschriebene Wort allein geht also
in der Regel unter, es kommt allenfalls zu einem Austausch mit einigen
wenigen Lesern - nebenbei: das ist neu beim Netz: der Kontakt-Button, unverbindlich
auf beiden Seiten: der Autor zur direkten Ansprache per e-mail
-, das heißt, es kommt in der Regel nicht zu einer öffentlichen Diskussion,
es sei denn, man hat bereits einen Namen in den Printmedien, wie etwa Rainald
Goetz, Douglas Adams oder Stephen King.
Die Chancen, im Internet Aufmerksamkeit
zu erlangen, steigen in dem Maße, in dem das, was man ins Netz stellt,
sich an den spezifischen Möglichkeiten des Mediums orientiert. Für
das Metagenre "Netzkunst" hat sich sehr schnell ein Diskurs entwickelt,
ein Betrieb, der - ohne explizit als solcher aufzutreten, es sind in der
Regel Foren und kommentierte Linklisten - entsprechende Publikationen sucht,
wahrnimmt und deren Qualität verhandelt, also Aufmerksamkeit lenkt
und eine - wenn auch spezifische - diskursive Öffentlichkeit herstellt.
Geht man die diversen Foren und Linksammlungen durch, so kristallisieren
sich bestimmte Namen von Autoren und Projekten heraus, die fast überall
auftauchen, drumherum bilden sich Höfe, manche Namen tauchen vereinzelt
auf, der Rest ist auch hier - Schweigen. |