Inhalt Kumulation Betrieb # 1 Borges & Co. Betrieb # 2 Literatur etc.

(3/6)

Das Internet quillt über von Texten, vom Kanon der Klassiker - bei diversen Universitäten und Gesellschaften oder etwa beim Projekt Gutenberg - bis hin zu den narzißtischen Selbstentblößungen pseudonymer oder anonymer Autoren. Jeder hat die gleichen Möglichkeiten der Publikation und erfährt dabei die gleiche (Un-)Wahrscheinlichkeit, Beachtung zu finden. Literatur im herkömmlichen Sinn als ausdifferenzierte Form ästhetischer Kommunikation stößt im Internet an ihre Grenzen. Die Öffentlichkeit allein ist nicht mehr das Feld, Aufmerksamkeit zu erlangen.

Das geschriebene Wort allein geht also in der Regel unter, es kommt allenfalls zu einem Austausch mit einigen wenigen Lesern - nebenbei: das ist neu beim Netz: der Kontakt-Button, unverbindlich auf beiden Seiten: der Autor zur direkten Ansprache per e-mail -, das heißt, es kommt in der Regel nicht zu einer öffentlichen Diskussion, es sei denn, man hat bereits einen Namen in den Printmedien, wie etwa Rainald Goetz, Douglas Adams oder Stephen King.

Die Chancen, im Internet Aufmerksamkeit zu erlangen, steigen in dem Maße, in dem das, was man ins Netz stellt, sich an den spezifischen Möglichkeiten des Mediums orientiert. Für das Metagenre "Netzkunst" hat sich sehr schnell ein Diskurs entwickelt, ein Betrieb, der - ohne explizit als solcher aufzutreten, es sind in der Regel Foren und kommentierte Linklisten - entsprechende Publikationen sucht, wahrnimmt und deren Qualität verhandelt, also Aufmerksamkeit lenkt und eine - wenn auch spezifische - diskursive Öffentlichkeit herstellt. Geht man die diversen Foren und Linksammlungen durch, so kristallisieren sich bestimmte Namen von Autoren und Projekten heraus, die fast überall auftauchen, drumherum bilden sich Höfe, manche Namen tauchen vereinzelt auf, der Rest ist auch hier - Schweigen.