I II III Digression IV Literatur

(5/5)

Dem falschen Villari, der doch "in der reinen Gegenwart" leben will, wird dies nur durch eine Reflexion auf die Vergangenheit klar: früher "hatte er viele Dinge begehrt, mit bedenkenloser Liebe; dieser mächtige Wille (...) wollte jetzt nichts besonderes mehr; er wollte nur noch dauern, nicht enden." Das "nur noch dauern"-Wollen in einer zeitlosen Gegenwart, der ästhetische Zustand, der Augenblick als Ewigkeit, dieser Traum ist dem Menschen der Ausnahmezustand, das Besondere schlechthin, er würde dabei quasi aufhören, Mensch zu sein. Wollen und dauern ist der Zeit verhaftet, der Modus der Gegenwart wäre das sein, das nur in (rauschhafter, ekstatischer etc., vor allem sexueller) Entrückung in seinem gleichzeitigen Verschwinden - ein Allgemeinplatz seit Baudelaire - ist. Als Wesen in der Zeit muß man immer mehr als dauern wollen, man muß sich mühen und sorgen (im Alltag um seine Geschäfte und im Ausnahmezustand um den Alltag), ob man will oder nicht, das "nur noch dauern"-Wollen in der reinen Gegenwart, wenn es sein könnte, nähme - ein wenig schräg formuliert - zu viel Zeit in Anspruch, als daß man dabei noch leben könnte. Der falsche Villari müßte die Bedingung seines Lebensmodus - das Warten - überwinden, um in dem Modus des ungewissen Wartens leben zu können, er müßte ohne Erwartung - warten (was vielleicht - absolut betrachtet - nichts anderes ist als eine Umschreibung von glauben).