I II III Digression IV Literatur

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Es geht dem falschen Villari hier wie dem arabischen Aristoteles-Kommentator Averroes (aus einer anderen Erzählung Borges´), als jener am Anfang der "Poetik" auf die Begriffe Tragödie und Komödie stößt: "kein Mensch im Umkreis des Islam hatte eine Ahnung, was sie bedeuten sollten (...) Diese beiden Geheimwörter fanden sich im Text der Poetik an unzähligen Stellen; unmöglich, sie zu umgehen." Averroes, im Bannkreis des islamischen Darstellungsverbotes befangen, sieht nicht, was gemeint ist, obwohl er es ständig vor Augen hat: in den Muezzin und Minarett spielenden Kindern im Hof, in dem Bericht eines Chinareisenden über eine Theateraufführung und während eines Gastmahls in der Diskussion über Metaphern. Die rothaarige Sklavin, die ihm vielleicht hätte erklären können, was es mit den Begriffen Tragödie und Komödie auf sich hat, da ihre roten Haare auf eine okzidentale Herkunft schließen lassen, wird von ihren schwarzhaarigen - orientalischen - Genossinnen im Harem gefoltert. - Das Scheitern des Averroes, die Bedeutung der Begriffe zu verstehen, bezeichnet Borges als "poetisch", weil er sich "ein Ziel steckt, das zu erreichen anderen nicht versagt ist, wohl aber ihm." - Der falsche Villari mit seiner Lust auf Notwendigkeit und seinem Imperativ des traumhaften Erscheinens erweckt einen ähnlichen Eindruck wie jemand, der einen Kommentar zu einer imaginären - weil nicht verfaßten - Ästhetik schreiben will und die Differenz zwischen den Weltmodi Nichtkunst und Kunst (die Bedingung der Möglichkeit eines solchen Kommentars) nicht kennt.