Inhalt Kumulation Betrieb # 1 Borges & Co. Betrieb # 2 Literatur etc.

(6/6)

Folgendes Gedankenspiel: es würde ein Markt - wie der im Literaturbetrieb etablierte - für Netzkunst entdeckt und ein Betrieb, der analog dem der Printmedien funktionierte, regulierte mit diversen Praktiken die Aufmerksamkeit; d.h.: er selektierte die Produzenten am Zugang zu den Fleischtöpfen: bei den Printmedien steht man bei einer Ablehnung außen vor oder finanziert sein Buch selbst - dem hängt aber immer ein wenig der Ruch des Dilettantismus an; im Internet dagegen könnte sich der vom Betrieb Ausgeschlossene sagen: "Jetzt erst recht!", und seine Seite außerhalb des Betriebes ins Netz stellen, jemand, der von außen (etwa zufällig per Suchmaschine) darauf zugreifen würde, könnte zunächst keinen Unterschied zwischen einem unabhängigen und einem durch den Betrieb abgesegneten Beitrag sehen; der Betrieb hätte im Netz nicht die Macht, die er in den Printmedien hat, die Grenzen sind durchlässig, die Möglichkeiten der Exklusion sind nicht in dem Maße gegeben, es sei denn, es bildeten sich exklusive Netze aus.

Die Deregulierung im Internet, die auf der einen Seite die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf einen Text unwahrscheinlich macht, gibt auf der anderen Seite dem Text die Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden.

Es ist wie mit der Demokratie: man frage sich einmal selber, welches Gewicht man seiner Stimme in einer demokratischen Entscheidung gibt; dennoch muß es bei Entscheidungen demokratisch zugehen, denn viele Stimmen ohne Gewicht sind allemal besser als ein gewichtiger Bestimmer.

In dem Sinne entspricht das Internet nicht (nur) dem Buch oder sonst einem Medium, sondern der Gesellschaft.