Heute sind diejenigen Gesten der Künstler aktuell, die sich in die
Tradition, in den Kontext, in die Rhythmen des Topos einschreiben. Die
Aufmerksamkeit des Künstlers auf den eigenen Körper und die der
Gesellschaft auf den Künstlerkörper, auf seine Geheimnisse und
Empfindlichkeiten, läßt ihn nicht mehr nur in der Metaphorik
von Gesundheit und Leistung sehen. Der Aktionismus vereint in sich die
Positionen des Künstlers und des Philosophen. Er ist reaktiv und dadurch
aktuell. Der traditionelle Künstler kann sich erlauben, ohne Reflexion
zu schaffen, sich mit der Schöpfung der Schönheit und den Projektionen
seiner ästhetischen Erfahrung zu "begnügen". Der Aktionist ist
dagegen "notgedrungen" direkt reflexiv, weil er auf Reizwirkungen der Realität
antwortet. Er ergänzt die Welt mit seiner Einbildungskraft nicht,
sondern erlebt sie. Seine Kunst hat die Form der topologischen Reflexion
so weit, wie seine Aktion eine stereoskopische Interpretation wird. Er
zeigt uns, was mit uns aktuell geschieht, was und vielleicht sogar wie
wir fühlen. Er zeigt es uns, weil wir keinen Mut haben, unsere subjektive
Empfindung in einen Text zu fassen.
|