Während der Philosoph durch seine kritische Arbeit die Grenze des
Begreifens und die der Konzeptualisierung des Lebens erfaßt, so erprobt
der Künstler die Grenze des Erlebens. Während früher Philosophen
die Wahrheit ihrer Ideen durch ihre eigene Biographie zu bestätigen
und Naturwissenschaftler die Richtigkeit ihrer Hypothesen auf sich selbst
zu testen suchten, so experimentieren heute die Künstler mit ihren
Körpern, mit Sinnlichkeit und Gesundheit. Die künstlerischen
Erfahrungen - heiße Linie des Begreifens des Lebens - fallen mit
dem Orientieren des Philosophen zusammen. Die Erfahrung verläßt
die Sicherheit des gnoseologischen Ansatzes und taucht in die Lebenswelt
ein. Die letzte, mit der ganzen optischen Offenkundigkeit konfrontierte
Frage lautet: Wie ist ein Kunstwerk möglich, nachdem Pissoir und Dosen
mit "Campbell’s soup" zum Chef d’oeuvre wurden? Das Ready-made hat die
Authentizität der Kunst und den Ausnahmefall einer bildenden Technik
problematisiert. Oder, die Frage anders formuliert: Wodurch wird etwas
Kunstwerk, das prinzipiell nie Kunstwerk war? Und was ist dann noch nicht
Kunstwerk? Die Logik des Nachdenkens über diese Frage führt uns
zur Problematisierung des Punkts, in dem sich die Initiation des Künstlers ereignet.
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