Damit wird klar, welche Lösung Politycki für das Problem der digitalen Literatur, die zwar epochemachend sein wollte, aber niemals Epochemachendes vorgelegt hatte, anbieten konnte. Erstens ging er als ein Autor an sein Internet-Projekt heran, der seine literarischen Qualitäten nicht erst im Netz beweisen musste. Zweitens begnügte er sich mit der Rolle des Schreibenden, dem man professionelle Screendesigner und Programmierer an die Seite gestellt hatte, die das Projekt für das Internet umsetzen und Politycki vor den schlimmsten Widrigkeiten des Online-Seins schützen sollten. Drittens glorifizierte er weder das Medium noch den Produktionsprozess, der fast in Echtzeit im Netz präsentiert wurde. Viertens gab er sich fortwährend als Unwissender, der aus dem neuen Medium klüger werden wollte. Und schließlich fünftens, vielleicht der wichtigste Punkt: Es war von Beginn an entschieden, dass Marietta im Netz entstehen sollte, damit der Text am Ende als Buch veröffentlicht werden konnte. Deshalb galt der Computer plötzlich nicht mehr als Medium, in das die Literatur sogartig eingezogen wurde und aus dem es kein Entkommen mehr gab. Politycki nutzte den Computer und das Netz vielmehr als Experimentierraum. Hier ließ sich etwas entwickeln, was man in dieser Form woanders nicht würde ausprobieren können, was allerdings jederzeit in andere Medien transformierbar war. Kein Wort von Revolution, von Radikaldemokratie, von Chaostheorie, Kybernetik und Radikalem Konstruktivismus! Aber auch kein riesiger technologischer Aufwand, kein Silicon Graphics Crimson Computer, kein Trainingsfahrrad und keine gigantische Leinwand, die den Leser umfängt. Stattdessen die kleine Probe aufs Exempel. Experimentelle Literatur eben.