Brinkmanns
Abwehr gegen die Erstarrung der Außenwelt und eine in Klischees,
Schlagtotwörtern und Sinnzuweisungen geronnenen Poesie erliegt derselben
Konsequenz. Der von Gewaltvisionen und Haßausbrüchen begleitete
Impuls zur Befreiung aus den Fixierungen mündet in die neue Fixierung
des Präsens. Obwohl seine Briefe das Motiv von Bewegung, Aktion und
Zufall in den eigenen Texten betonen, zeigen die Materialbücher eine
statische, leblose Zombiegegenwart; die Ergebnisse seiner akribischen Wirklichkeitsvergewisserung
sind gespenstische Zerfallsprodukte, tote Blitzlichtaufnahmen; die absichtsvolle
Zersplitterung vorgegebener Wahrnehmungsraster zeitigt eine versteinerte
Umwelt. Nicht zufällig haben die "Schnitte" den Untertitel "Totenbuch",
und jene Gedichte, die die reine Oberfläche, den wortlosen Augenblick,
die Dingwelt diesseits abgelebter Sinndiktate suchen, zeigen eher das Verschwinden,
Absterben und Unkenntlichwerden der alten als eine "neue" Wirklichkeit. |
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