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Die Künstler Comelfo - Natalie Melnikova und Vladimir Fomitchev - sind die Frau und der Mann. Aber wie kann man zu zweit schaffen, ohne einander zu unterdrücken? Nacheinander, wechselweise, nach / durch Inspiration? Die Geschichte der Kunst gibt uns typische, doch für diesen Fall ungeeignete Beispiele: Die Frau als Muse oder als Skeptikerin, die den schöpferischen Ideen des Mannes nicht zustimmt - erinnert sei an die Porträts der Frauen von Matisse, von Malevich, von Filonov. Und hier, bei Comelfo: einiger Körper der Autoren als auch das gemeinsam geschriebene doppelte Selbstporträt erweisen das Gelingen ihrer Kunst. Wie ist dieses einzigartige Phänomen der Zusammenarbeit an einer Stelle, an einem Bild zu erklären? Durch eine seltene Konstellation der Sternbilder durch Wahlverwandtschaft (Goethe), oder vielleicht durch Schicksal? Wenn man in der Malerei eine männliche Manier und eine weibliche unterscheidet: Zu welcher gender-Matrix gehört dann ihr gemeinsames Schaffen? Selbst in ihrem Autoepitaph betonen sie ihr "drittes Geschlecht": "Comelfo - die beiden". Ihr Bildzyklus "Zwölf Spiegelbilder" - eine Wiederholung der tatkräftigen Schenkelbewegung einer Frau ("Ausspreizung" würde vielleicht ein Sprinter sagen) - könnte die Prognose Derridas über eine kommende feministische Ära bestätigen (wobei es dann nicht um "die" Frau ginge, sondern vielmehr um Konquistadoren). Doch darum ist es Comelfo nicht zu tun. Sie halten in ihrer Arbeit eher soetwas wie gegenstrebige Kräfte und Züge in Balance. Comelfo sind fein, abstrahiert, verstandesmäßig; sie sind Postkonzeptualisten und postgender-Künstler.