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Dieses Projekt von Comelfo, begonnen in der Antarktis und mit geplanter Fortsetzung in Brasilia, folgt der Marschroute des großen Entdeckers Bellingshausen. Nach ihm entdecken sie nicht nur die Welt des Eises und der Ruhe, sondern auch die des Sambas, des Karnevals, des Caipirinha; sie entdecken sich selbst, ihr künstlerisches Credo, das sie sich trotz der Kommerzialisierung des Kunstmarktes und ihrer eigenen Lebensschwierigkeiten erhalten haben. In den überintensiven Strömen der Zeit eingespannt zwingt die Comelfo’sche Ausstellung die Zuschauer, Pause zu machen, dazu, über verlorengegangene Oppositionen nachzudenken: über Innen / Außen, über Mann / Frau, über Zentrum / Peripherie, über Oberteil / Unterteil. Außerdem ist ihre Kunst, in der es keine Strategie der augenblicklichen Eroberung von Aufmerksamkeit gibt, prinzipiell offen, so wie die Antarktis; sie bringt die Erfahrung des Widerstands gegen die Unifizierung und Derealisierung der Welt auf. Einerseits.

Andererseits sehen wir die "mechanische" Wiederholung ein und derselben Bewegung: Energie und Synchronität der Schenkelbewegung von allen zwölf Teilnehmerinnen. Wir sehen hier die Macht der kommenden Epoche des Feminismus, wir vernehmen das Herannahen dieser Epoche so deutlich, daß Comelfo in seinem Namen auftreten. (So wie früher die Heiligen Väter im Namen des Gottes auftraten, oder die Philosophen der Neuen Zeit im Namen der Natur; und jetzt die Dekonstruktivisten, die einen scharfen Sinn für die Instanz der Macht haben - im Namen der Frauen.)