Herr Lem, wissen Sie, was eine Suchmaschine ist?
Stanislaw Lem: Ja. In diesem Raum steht zwar nur eine sehr alte Schreibmaschine, aber nebenan
befinden sich Computer, Scanner, Fax, Drucker und Anschluss ans Internet.
Ein Sekretär arbeitet für mich. Ich versuche die ganze Last der
Verzweigung in die Welt auf andere abzuschieben, denn ich kann das nicht
alles bewältigen. Ich habe vor ungefähr elf Jahren aufgehört
Sciencefiction zu schreiben und interessiere mich für andere Dinge,
Philosophie der Wissenschaft und Internet.
Haben Sie damit gerechnet, dass Ihre Visionen Wirklichkeit werden?
Lem: Man kann die Richtung,
aber nicht die Einzelheiten voraussagen. Ich habe die Hinwendung zur Biotechnologie,
zur Nachahmung realer Lebensprozesse, zutreffend vorausgesagt. Aber wie
tückisch das alles ist, konnte ich nicht wissen.
Außerdem stammt von Ihnen der Begriff "Phantomatik".
Lem: Ja, heute verstehen wir darunter "virtuelle Realität". Als ich vor 36 Jahren ein Buch
darüber schrieb, zweifelte ich nicht daran, dass man einen Himalaya
oder ein Labyrinth würde programmieren können und mit mehr Geld
einen Jurassic Park voller Dinosaurier. Aber sie können kein intelligentes
Wesen programmieren, mit dem sie reden können. Das wusste ich.
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