STEPHAN
POROMBKA
literatur@netzkultur. de
Auch ein Beitrag zur Literaturgeschichte der 90er
Ansprüche: Die Ars Electronica 1989
Im Rückblick lässt sich die Geschichte der Netzliteratur mit
einem Flimmern beginnen. Mit einem Mal tut sich eine freundliche
Weite auf, eine offene Ebene, eine Landschaft, die ganz und
gar unbegrenzt scheint. Keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen.
Nur weit hinten schwirrt am Horizont ein dunkler Schatten -
eine Stadt! Je näher wir kommen, um so deutlicher sind riesige
Häuser zu sehen und Straßenschluchten dazwischen. Die führen
mitten hinein in den Text, den es schwebend zu entziffern gilt.
Die Stadt, der Text, der schwebende Leser: Die Häuser aber sind
keine Häuser, es sind gigantische Buchstaben aus Licht, die
links wie rechts am Straßenrand stehen und sich im Vorbeiflug
zu Worten und zu Sätzen fügen. Bis zur Straßenkreuzung, an der
man sich entscheiden muss. Geradeaus, nach links, nach rechts
oder zurück. So oder so, der Satz wird weitergehen. Nur wie
er weitergeht, das hängt von der Richtung ab, die eingeschlagen
wird, bis zur nächsten Kreuzung, an der die nächste Entscheidung
auf uns wartet.
|