Morgenszene
Über drei Stufen gelangt man von der Straße zum Eingang des Bürohauses.
Die große Glastür ist messinggefaßt, ebenso die Fenster der Glasfront
links und rechts. Am Boden, an einen der Messingstreben gelehnt,
sitzt heute U., statt wie seine Kollegen, die ihn nicht zu bemerken
scheinen, zum Lift und an seinen Arbeitsplatz zu gehen. Nach einer
halben Stunde kommt sein Chef herunter. Er öffnet U.'s Jackett und
Hemd und nimmt mit der bloßen Hand - dabei ist er nicht kräftiger
als andere Chefs - ein Stück von U.'s Lunge heraus. U. protestiert,
mehr aus Empörung als wegen der Schmerzen: Die Firma habe Anspruch
auf seine achtstündige Anwesenheit im Büro, aber nicht auf seinen
Körper. So klar könne man das nicht trennen, entgegnet der Chef.
U. solle bedenken, daß sein Körper auch nicht mehr so taufrisch
sein werde, wenn er erst einmal zehn Jahre im Büro hinter sich habe.
U. meint, er werde sich schon fit halten, aber wenn Stücke seiner
Lunge fehlten, seien die Voraussetzungen dafür nicht mehr gegeben.
U. ist stolz darauf, daß er so gelassen bleibt, und daß ihm diesmal
die Argumente in der Diskussion mit dem Chef nicht ausgehen. Allerdings
fühlt er sich mit der Zeit schwächer.
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