Die lebenden Menschen sind mittlerweile allerdings den toten Menschen nicht mehr zahlenmäßig unterlegen: im Jahre neunzehnhundertachtundvierzig oder neunzehnhundertfünfzig (glaube ich) erreichte die Zahl der lebenden Menschen erstmals die der jemals gelebten und gestorbenen; in diesem Moment leben also weit mehr Menschen auf der Erde, als je zuvor gelebt haben und dann gestorben sind. Dem qualitativen Triumph, den der Tod letztlich davonträgt (nach wie vor, neulich sagte ein betreffender Wissenschaftler im TV "in den nächsten Jahren noch ..."), steht nun also seit einem halben Jahrhundert ein quantitativer Triumph des Lebens gegenüber, ein Haufen Fleisch, das frißt oder hungert (in der Mehrzahl), scheißt, schließlich stirbt, aber vorher noch fickt und sich vermehrt ... - noch einmal Canetti: "Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Mensch, sobald er es einmal war, mehr sein wollte."