Hat man es bei HyperTextBerlin - mit Ausnahme des Projekts von Merkel, Paulus und Wagner - mit Netztexten zu tun, die von einem Autoren entworfen und geschrieben wurden, so sind längst Literatur-Projekte realisiert worden, die ganz auf Kooperation setzen und mehrere Künstler miteinander vernetzen. Die Seiten, die man unter der www.ampool.de abrufen kann, sind zur Anlaufstelle für Autoren geworden, die Texte und Textstückchen veröffentlichen wollen, die je für sich gelesen werden können und die zugleich im großen und ganzen Textpool aufgehen. "Im >Cool< haben die Initiatoren einige Schriftsteller und Künstler eingeladen, Beiträge für einen jeden Tag sich weiterentwickelnden Text zu liefernd teilte Carmen von Samson mit, die sich selbst als Autorin an dem Projekt beteiligt hat. "Dann gibt es noch das Gästebuch >loop<, in dem sich alle Leser und Leserinnen der >pool<-Beiträge zu Wort melden können. Mitunter tun das auch die >pool<-Autoren. Die Kommunikation ist rege, schnell und deutlich. Es gibt keinerlei Redaktion." (23)

Auch wenn es dabei hin und wieder noch vollmundige Rückfälle in alte Debatten gibt - "das kommende Jahrtausend hält einige Herausforderungen für uns bereit. Auch in literarischer Hinsicht" -, durchgesetzt haben sich auch hier eher entspannte Weltsichten und Literaturprogramme.

Das Projekt, das diese Entspanntheit noch auf der Zielgerade der 90er Jahre vorgeführt hat, ist dann Thomas Hettches Null (24) gewesen. Unterschlupf hat es beim Kölner Dumont-Verlag gefunden, der sich entschieden hatte, eine Buchreihe mit jungen und jüngsten Autoren zu starten, und dem das Literaturengagement im Internet äußerst gelegen kam. Denn immer noch verschafften Netzprojekte ein begehrtes Up-to-date-Image, einen Aktualitätsbonus, mit dem sich auch Bücher verkaufen lassen. Immerhin zeigte das Label Null an, dass man sich nicht von alten Forderungen an die Netzliteratur irritieren lassen wollte, um stattdessen noch einmal ganz vorne eben bei null - anzufangen.


(23) Carmen v. Samson: Zimmer ohne Aufsicht. Literatur im Internet. Eine Erwiderung.
In: Frankfurter Allgmeine Zeitung, 14. 9. 1999

(24) www.dumontverlag.de/null/