Da halfen auch die Beschwichtigungen nicht mehr, die der amerikanische Autor und Literaturkritiker Robert Coover mobilisierte, wann immer er auf die mangelnde Qualität von digitalen Netztexten angesprochen wurde. Coover hatte die Hyperfiktion 1991 in den Spalten der ehrwürdigen New York Book Review geadelt, er hatte Afternoon von Michael Joyce dort "einen Meilenstein" genannt und sich selbst ganz prophetisch gegeben. Der Hypertext, so behauptete er, "legt den Grundstein für eine radikal andersartige, interaktive und vielstimmige Technik, indem er eine Vielfalt von Diskursen einer definitiven Aussage vorzieht und den Leser von der Bevormundung durch den Autor befreit". (14) Als Coover im Herbst 1995 auf der Softmoderne, dem Festival für Netzliteratur in Berlin einen Vortrag über Hyperfiktionen hielt, nahm er die großen Projektionen zurück. Immerhin habe es nach der Erfindung des Buchdrucks noch 150 Jahre gedauert, bis Cervantes den Don Quichote schreiben konnte, gab Coover zu bedenken. Deshalb dürfe man so kurze Zeit nach Erfindung des Personal Computers und des World Wide Web noch keinen brillanten Hypertext erwarten. Das könne auch noch hundert Jahre dauern. Dass er so lange nicht mehr warten wolle, gab ein älterer Zuhörer dem Vortragenden zu verstehen, rief es und verließ den Saal.


(14) Robert Coover: Hypertext (1991).
In deutscher übersetzung in: Chelsea Hotel. A Magazin for the Arts, Volume 2/92, S. 64-69, hier: S. 64.